(Nichts) Mehr fühlen


„Es gab Dinge, die ich nicht sagen, sondern nur schreiben konnte. Denn wenn ich redete, dann dachte ich, und wenn ich schrieb, dann fühlte ich.“
Benedict Wells/Vom Ende der Einsamkeit



Wenn du mich fragst, an was ich geglaubt habe, würde ich immer noch sagen: „An uns.“
Und wenn du fragst, was ich darin gesehen habe, würde ich „Alles“ sagen. Du bist schon so lange in meinem Herz. Du warst da schon immer. Unsere Zeit sollte kommen. Ich habe sie kommen sehen und gleichzeitig dich gehen. Ich kann nur festhalten. Anhalten. Zurückspulen. Immer wieder zurück. Zurück. Zurück. Zurück. Und den Fehler finden, wo auch immer er sich versteckt, den Augenblick finden, wo du entschieden hast, dass es nicht genügt.

Wenn du mich fragst, wovon ich geträumt habe, könnte ich so viel sagen, doch ich entscheide mich für „nichts“. Das ist, was ich fühle, wenn du mich fragst, wo ich jetzt bin.
Das „Nichts“, ist ein Knoten in meinem Kopf, den ich verzweifelt versuche zu lösen. Weiche ihn auf, in Alkohol, versuche ihn rauszubekommen, mit lauter lauter Musik, versuche ihn verhungern zu lassen. Was ich nun sehe, wenn ich meine Augen schließe? Dich. Und mein wartendes Herz, mit kalten Händen, ein Kopf voll von unsortierter Gedanken.

Sag mir, weißt du wie es sich anfühlt, dieses innere Knistern im Körper, dieses warme wohlige Gefühl, welches Farbe in Gesichter bringt? Dieses bestimmte Kribbeln, dieses „wenn du mich jetzt berührst, dann gehört alles, ausnahmslos alles, dir“. Dieses, vielleicht stimmt diesmal das Timing, diesmal wirklich. Diesmal fühlt es sich anders an. Dieses Mal. Ja. In dich reinkrabbeln und dableiben. Ohne loslassen.
Ich warte auf dich und wenn du wiederkommst, dann bin ich hier, so wie ich es immer war. Dann lege ich alles offen, dann gebe ich dir meinen Kopf und mein Herz, dann gebe ich dir meine ganze Angst, lege dir mich selbst in deine Hände. Dann zeige ich dir meine Wunden, zeige dir das ich Monster gesehen habe und was ich selbst für eines bin.
Du gehst.
Ein Schmerz. Keine Angst, eine Tatsache.

Mein Herz, lege ich es offen, trittst du drauf. Darauf herum, und dann klebt es an dir, wie ein zähes altes Kaugummi. Ich hänge fest an dir. Hänge fest in den Geschichten, die wir uns noch zu erzählen hatten. Wenn du mich fragst, wie es mir jetzt geht, dann kann ich sagen. „Ich lebe.“ Irgendwie zerbrochen, aber meinen Kopf, den halte ich über Wasser.
Ich erinnere mich, daran wie ich atme. Oft genug. Und erinnere mich daran zu essen. Oft genug. Oft genug erinnere ich mich an dich. Wie es sich anfühlt. Frage mich, wo all die Zeit, all die Küsse, wo all das reden, was wir wollten nur, wo das auf der Strecke geblieben ist. Eine Strecke, die wir nie gegangen sind.

Wenn ich atme und gehe und fliehe, mich von einem Ast zum anderen hangele, verheddere ich mich oft. Dann bin ich kurz schwach, kurz wach und spüre Tränen in meinen Augen. Wenn du mich fragst, wie es weitergeht, sage ich „Weiß ich nicht.“. Und das meine ich zum ersten Mal auch ganz genauso.

Mein Herz
Ein Raum
Leer und kalt
Und du siehst
Nicht mehr

Weil da nichts
Mehr ist

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