Nackt
it's your voice
that undress me
Rupi Kaur
Lass uns jetzt, nichts sagen, lass uns nackt sein. Ich
will uns entkleiden, lass uns alles Innere nach außen drehen und lass es
einfach sein. Lass deinen Blick nicht senken, suche keine Auswege, ziehe dich
aus, denn es geht nicht um das, was wir tragen, sondern darum, wer wir sind. Lass
die Haut einfach Haut sein und die Nacht nur ein paar Stunden Dunkelheit, in
der wir verschwinden.
Lass uns ehrlich sein, so ehrlich bis es weh tut. So
ehrlich bis wir weinen und lachen und die Muskeln in unseren Wangen spüren,
weil sie schmerzen. Lass uns festhalten, an dem was ist und alles loslassen,
was Nichts ist. Festhalten und warm bleiben, nicht warmhalten. Lass uns ausatmen, den Staub, der
sich in uns angesammelt hat. Die Lunge muss atmen, wir brauchen frische Luft und
einen Kopf frei von Gedanken. Wir brauchen jetzt nicht denken. Lass es einfach
sein.
Einatmen.
Lass uns keine Angst mehr haben. Nicht vor Worten, nicht
vor Bewegungen, nicht vor unbekannten Wegen. Lass uns am Leben sein, ganz und
gar, soviel wie geht und solange wir können. Lass meine Hand in deiner sein.
Hinterfrage nichts. Wenn ich mich hier verliere, verliere ich nichts.
Lass uns jetzt, nichts sagen, lass uns nackt sein. Ich
will uns entkleiden und alles Innere nach außen drehen.
Und,
Und,
solange du atmest, will ich das auch.
Nackt/Oktober/November '17
Bild/Björn Lexius
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