Geduldsprobe

"You don’t need water to feel like you’re drowning, do you?"
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Manchmal fehlt uns Ruhe. Nicht diese Art der Ruhe, die man hört, wenn man die Musik kurz ausmacht, und auch nicht die, die man spürt, wenn man die Haustür hinter sich schließt und den Stadtlärm aussperrt. Sondern innere Ruhe.
Ein Kopf, der nicht gefüllt ist, mit unzähligen Gedanken, mit Sorgen und Ängsten. Denn manchmal ist der eigene Kopf, eine Maschine - wie eine Walzmaschine, etwas, das Gedanken verformt und Dinge zerstören kann. Wir sind keine Maschinen. Was wir zum Funktionieren brauchen, ist eigentlich gar nicht so viel. Uneigentlich auch.

Manchmal fehlt uns die Geduld. Dafür, die Dinge kommen und gehen zu sehen, und sie dabei einfach zu lassen. Ständig fordern wir die Kontrolle. Über uns, über das Leben, über den Lauf den es nimmt. Aber das Leben ist wie ein Fluss, wie ein Meer, eine Strömung die alles mitreißt und sich nicht kontrollieren lässt. Kein Ufer, kein Deich und kein Stein, mag er auch noch so groß sein, können die Wellen am Brechen hindern. 
Warum verhindern wir uns selbst das Leben?

Manchmal fehlt uns ein Moment. Ein Moment zum Rausgehen, aus der Wohnung, sich selbst, aus den Klamotten, aus der eigenen Haut. Ein Moment zum Atmen. Ausatmen, einatmen, um all die Bilder im Kopf, mit Sauerstoff aus dem Blut zu treiben.
Ein Moment zum Stehen bleiben, zum hinfallen, zum Aufwachen und zum liegen bleiben. Ein bisschen wegfahren, raus auf das Land, an die kalte See oder in Länder, in denen gefühlt immer die Sonne scheint.

Und manchmal fehlt uns ein Mensch. Einer der „Alles wird gut.“, sagt, ohne etwas zu sagen. 
Eine Umarmung die uns niederwälzt und unseren Kopf leer spült.


12.11.2017/Manchmal

Photography: Jana Streich/8.11.2017





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